Hohe Veitsch und Großer Wildkamm

Niederalpl - Rodel - Hohe Veitsch - Meran-Haus - Großer Wildkamm - Sohlenalm - Niederalpl
Gehzeit: 5,5 Stunden, 1250 hm
Topo/GPS-Track: alpenvereinaktiv.com

Ich starte um 8 Uhr in Niederalpl bei frischen 13 Grad - gut 10 Grad weniger als es in Wien um diese Zeit hat, und mehr als 20 Grad unter der Tageshöchsttemperatur.

Von der Niederalplstraße zweigt der Weg 465 nach Süden ab (Wegweiser “Rodeltal/Hohe Veitsch”) und führt - zuerst auf einer Forststraße, nach einer Viertelstunde dann als Steig - stetig bergauf durch den Wald. Nach einer Stunde geht der Wald in Latschen über, der Hohe Muckenriegel links und der Große Wildkamm rechts formen eine Art Kessel, durch den man schließlich eine schöne Almenlandschaft, die Gingatzwiese, auf ca. 1700 Metern erreicht. Ab hier ist es mit dem Schatten vorbei.

Von hier geht es eine knappe dreiviertel Stunde über Almen und vorbei an Kühen hinauf auf die Hohe Veitsch, die ich nach ziemlich genau zweieinhalb Stunden erreiche. Die Temperatur ist angenehm, der kühle Wind entschärft die Hitze der Sonne.

Ich mache einen Abstecher hinunter zum Graf-Meran-Haus (10 Minuten vom Gipfel entfernt), da dort aber für Vegetarier nichts außer einem Käsebrot zu holen ist (und das habe ich selber mit), trete ich ohne Pause den Rückweg zur Gingatzwiese an. Dabei lasse ich den Gipfel links liegen und wähle etwas unterhalb den direkten Weg. Nun folgt der spannendste Teil: die Wildkamm-Überschreitung.

Von der Wegkreuzung E405/465 geht es auf dem Weg 465 ca. 200 Meter zurück, bis dieser am Ende des Latschenfelds einen Knick nach rechts macht: hier zweigt ein unmarkierter Steig nach links ab (den ich ohne den GPS-Track nicht gefunden hätte). Über diesen schwach ausgetretenen, aber gut sichtbaren Steig erreiche ich in wenigen Minuten den felsigen Kamm. Die folgenden 20 Minuten verlangen mir mental einiges ab, denn der Weg verläuft auf einem sehr schmalen Grat mit kurzen (leichten) Klettereinlagen, und der Wind trägt seinen Teil dazu bei, damit der Nervenkitzel noch größer wird. Zum Glück ist der Weg hier gut markiert (mit weißen Streifen), denn einen Fehltritt kann man sich nicht erlauben.

Um dreiviertel 12 habe ich schließlich den Grat überwunden und stehe am Großen Wildkamm! Der weitere Weg ist dann weniger spektakulär: zumeist etwas rechts vom Grat, durch Latschenfelder, vorbei am Kleinen Wildkamm (der nicht direkt am Weg liegt und anscheinend nur über ein Kletterei in brüchigem Fels bzw. über ein steiles Latschenfeld erreichbar ist) und dann hinunter in Richtung Sohlenalm.

Die Latschen werden durch Almwiesen abgelöst, und hier fällt mir die Orientierung sehr schwer, ich gehe großteils querfeldein und treffe nur sporadisch auf den Weg, den ich dann gleich wieder verliere. Schließlich erreiche ich um 1 Uhr die Sohlenalm.

Hier muss ich lesen, dass mein geplanter Rückweg (463 nach Niederalpl-Ort) wegen Waldarbeiten gesperrt ist. Nachdem mir die einzige Alternative (auf dem Wanderweg zur Niederalpl-Passhöhe und dann 3 km auf der Landstraße zurück) nicht recht spannend erscheint und ich den ganzen Tag noch kein Geräusch von Waldarbeiten gehört habe, beschließe ich (was ich sonst nie tue), mein Glück auf dem gesperrten Weg zu versuchen. Nur soviel: der Abstieg ist abenteuerlich und überhaupt nicht zu empfehlen, querfeldein über Bäume aller Größen, vom Weg ist über weite Strecken nichts zu sehen. Nach 40 Minuten erreiche ich, zerkratzt an Armen und Beinen, endlich die Landstraße und damit den Ausgangspunkt.